Ich würde behaupten, dass ich eine gesunde Grundeinstellung zu Software-Updates habe. Ich weiß sie zu schätzen, denn sie bringen neue Features und schließen Sicherheitslücken. Und da eine gesundes Maß an PC-Paranoia noch keinem geschadet hat, klicke ich immer fleißig drauf los, wenn mir meine Software mit Warnmeldungen, blinkenden Fenstern und winkenden Popups frische Bits und Bytes andrehen möchte. Soweit, so gut und meist mit einem Klick nebenbei erledigt.
Es sei denn, ja, es sei denn man entscheidet sich bewusst für den Ausstieg aus jeglichem Updatezyklus, gegen Aktualität und für Entspannung, Ruhe und Netz-Abstinenz. Kurz: Man macht Urlaub.
Urlaub selbst ist toll, das Zurückkehren in den Alltag weniger, schlimmer aber noch der Wiedereintritt in die Welt mit Netzanschluss. Dann ist er da, der Update-Stau. Zeit für einen kurzen, maßlos übertriebenen und rein subjektiven Erlebnisbericht.
Faszination Fortschrittsbalken
Der erste Tag zurück am Rechner. Nur kurz Emails checken – hatte ich eigentlich vor. Knallrot hinterlegte Ausrufezeichen warnen, ich hätte mindestens 14 Tage lang kein Update meines Virenscanners gemacht. Das ist richtig. Wie auch. Ich war ja nicht da. Aber es dient ja der Sicherheit. Ein Klick, der Scanner beruhigt sich und schickt mein betagtes System in eine unfreiwillige Zwangspause. Das Leiden speicherarmer Alt-Rechner-Besitzer…
Nach einer gefühlten Viertelstunde darf ich mein Mailprogramm starten und werde freundlich darauf hingewiesen, dass ich eine veraltete Version nutze. Kein größerer Versionssprung, nur in der Nachkommastelle hat sich was getan. Kein Problem. Ist ja schnell gemacht. Klick. „Danke, das Sie die aktuellste Version…“ Aber gerne.
Kurz den Browser starten. Aha, eine neue Version ist verfügbar. Natürlich möchte ich ein Update machen. Klick. Ich starre gebannt auf den Fortschrittsbalken und frage mich, ob er die gleiche hypnotisierende Wirkung hätte wenn digitale Schafe über Zäune sprängen?
Kaum ist der Browser neu gestartet, winkt ein PopUp vom unteren Bildrand. Ach, die Entwickler von fünf verschiedenen Addons haben neue Versionen veröffentlicht? Natürlich möchte ich Updaten. Fortschrittsbalken. Browser Neustart. Jetzt aber.
Der gelegentliche Update-Wahn
Zuerst ein Blick ins Blog-Backend: Mindestens drei Plugins liegen in neuer Version vor. Sollte ich aktualisieren. Natürlich habe ich dabei die Wahl: Automatisch oder manuell? Ich entscheide mich für ein späteres manuelles Update, denn ich habe zwischenzeitlich den nächsten Hinweis erhalten: Die Blog-Software hat die nächste Version erreicht – und zwar in der dritten Nachkommastelle. Toll, denke ich und bestätige das Update. Was wollte ich nochmal im Blog-Backend?
Dann eben kurz in die Besucherstatistiken schauen während das Blog auf den neusten Stand kommt. Aha, eine neue Version liegt vor. Fünf Versionssprünge in zwei Wochen? Da war aber jemand fleißig. Bei so vielen Veränderungen geht das automatische Update auch gerne mal daneben. Dann mach ich’s eben manuell. Nur kurz die aktuellste Version runterladen, entpacken, sichern, hochladen, etc…
Noch während des Downloads: Plop! Ein gelbes Schild protzt mit Updates im zweistelligen Bereich. Windows hat gepatcht – und diesen Monat sogar besonders intensiv. Natürlich sind alle Updates kritisch und besser sofort eingespielt – im Hintergrund. Damit ich weiterarbeiten kann.
Gefühlte drei Stunden später: Es ploppt, blinkt und hinweist weniger. Nur noch ein paar Gelegenheitsprogramme verlangen Aufmerksamkeit. Ich kann also endlich anfangen mit meinem Alltag im Netz. Bis zum nächsten Update – das dann natürlich nebenbei passiert. Einfach so.
Bild: „System Update“ by bovinity@flickr | Lizenz: CC-by-sa
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