Wer im Internet publiziert hat in der Regel zwei Möglichkeiten: Er/Sie schreibt ins Blaue und hofft, dass das Veröffentlichte seine Leser irgendwie findet oder man publiziert und macht sich dazu noch Gedanken, wie die Inhalte am Besten zum potenziellen Leser kommen. Dabei sind Suchmaschinen nach wie vor das Mittel der Wahl. Und da die Algorithmen anders ticken als der Mensch, kann es nicht schaden sich mit den wichtigsten Facetten der Suchmaschinenoptimierung bekannt zu machen. Die „wichtigsten“ Aspekte des SEO (Search Engine Optimization) brauchen nach Meinung der Autoren knapp 800 Seiten Platz – und damit liegen Sie gar nicht so falsch.
Die Zielgruppe
Die Kunst des SEO schafft es eine breite Zielgruppe anzusprechen, denn lernen kann hier jeder etwas, unabhängig ob es sich um den Erstkontakt mit dem Thema SEO handelt oder ob man bereits diverse Seiten optimiert hat. Grund dafür ist, dass sich die Autoren die Zeit nehmen Dinge von Anfang an zu erklären und von Beginn an in einen größeren Rahmen stellen. Wer technische Details nachlesen will kann erst bei Kapitel 6 anfangen zu lesen und wird immer wieder hilfreiche Snippets und Hinweise finden. Wer sich dagegen für das Warum, Wieso, Weshalb interessiert, wer nachhaltig optimieren, den Nutzer einer Suchmaschine verstehen und den nächsten Relaunch vernünftig vorbereiten will, ohne dass die Rankings einbrechen, findet bei Enge, Spencer, Stricchiola und Fishkin reichhaltiges Material.
Der Inhalt
Die Kunst des SEO* ist kein Buch was man von Seite 1-800 durchliest. Es ist aber schön zu erleben, dass man es könnte. Die Autoren haben gute Arbeit darin geleistet einen sinnvollen Aufbau der Inhalte zu wählen und sprachlich leicht verständlich aufzubereiten. Die einzelnen Bausteine der gesamten Thematik sind gut ausgearbeitet, mit reichlich weiterführenden Links versehen und bauen logisch aufeinander auf. Wer Kapitel für Kapitel liest erfährt je nach eigenem Wissensstand mal mehr, mal weniger Neues, aber in jedem Fall jede Menge Details. Und diese machen es einem recht schwer das Buch wieder aus der Hand zu legen, man könnte ja auf den nächsten Seiten was verpassen.
In der Praxis wird es weit häufiger der Fall sein, dass man sich einzelne Themen rauspickt und das Kapitel darüber liest, einzelne andere Aspekte nachschlägt, nochmal in den Index oder das Glossar schaut und letztlich den diversen Quellen und Hinweisen folgt, die die Autoren eingepflegt haben. Kurz: Man wird es als Nachschlagewerk nutzen, nicht zuletzt auch, weil knapp 800 Seiten ganz schön einschüchternd wirken können.
Wer tatsächlich die 800 Seiten durcharbeitet kann dafür auf einen Wissensfundus zurückgreifen, der von A wie Anchortext bis Z wie Zählpixel alles Wesentliche enthält was man im Bezug auf Suchmaschinen gehört haben sollte. Angefangen vom individuellen Suchverhalten über die Funktionsweise eines Crawlers und den ersten Blick in den Quelltext über Linkbuilding und Keywordrecherche, Webseitenaufbau und CMS-Eigenheiten, Domainnamenwahl und Social Media führen die Autoren den Leser schrittweise von den SEO-Basics und Vorbereitungen an die Auswertung einer Optimierung und Qualitätskontrolle heran. Letztlich darf auch die betriebswirtschaftliche Komponente (Inhouse-Team vs. Outsourcing) und der abschließende Blick in die Glaskugel der Suchmaschinenoptimierung nicht fehlen. Für die schnelle Orientierung im Fachwörterdschungel wurde noch ein Glossar der wichtigsten Begriffe angehängt.
Andeutungen und Lücken
Ein Buch über Suchmaschinenoptimierung zu schreiben, das zum Erscheinungstermin noch aktuell ist, ist eigentlich so erfolgversprechend wie Eis im Backofen herzustellen. Google ändert seine Suchmechanismen durchschnittlich rund 30 mal im Monat, es erfolgen also nahezu täglich Änderungen, ob groß oder klein, weitreichend oder marginal. Entsprechend kann ein Buch kaum die aktuellsten Entwicklungen wiedergeben. Die Autoren schaffen allerdings meist trotzdem den Spagat indem sie sich auf Tendenzen Beschränken und in die richtige Richtung weisen, etwa beim Thema ‚Author Rank‘. An diversen Stellen im Buch findet man Hinweise, mal offen, mal zwischen den Zeilen, dass hier etwas auf Autoren und Suchmaschinenoptimierer zukommt. Das Kind wird nur nie beim Namen genannt. Tatsächliche Lücken finden sich stellenweise leider trotzdem, beispielsweise fehlt eine ausführliche Abhandlung zum Thema „Negative Seo“. Zwar findet man eine Auflistung von vier (!) negativen Rankingfaktoren, das war’s dann aber leider auch schon. Wer das aktuelle Geschehen rund um das Thema verfolgt weiß, das es dazu sehr viel mehr zu sagen gäbe.
Festzuhalten ist auch, dass das Buch von US-Autoren geschrieben wurde und der amerikanische Teil des Netzes für fast sämtliche Beispiele und Studien herhalten muss. Das mag an der Verfügbarkeit von Zahlenmaterial liegen, bedeutet im Gegenzug aber auch, dass bspw. deutschsprachige SEOs für den eigenen Markt selbst auf die Suche nach vergleichbaren Studien gehen müssen. Übersetzung und Lektorat haben zwar einige Transferleistungen gebracht, aber immer wieder tauchen Beispiele auf, die zwar auf dem amerikanischen Markt durchaus Sinn machen, in Deutschland aber schwer umzusetzen, nicht verfügbar oder nicht passend sind. Beispielhaft sei hier das Kapitel zum Einfluss von Social Media, Monitoring etc. genannt.
Fazit
Wer im Interent publiziert und vorhat gefunden zu werden, sollte sich mit der Kunst des SEO vertraut machen. Suchmaschinen sind nach wie vor eine der wichtigsten Trafficquellen und Ausgangspunkt fast jeder Recherche im Netz. Mit Enge&Cos Buch bekommt man einen Leitfaden an die Hand, der Schritt für Schritt sowohl wichtige Punkte als auch Stolperfallen auf dem Weg in die oberen Regionen der SERPs aufzeigt. Positiv fällt auf, dass die Autoren nicht nur die omnipräsente Google-Suche, sondern auch deren Konkurrenz mit ins Portfolio aufgenommen haben und wichtige Hinweise bspw. zu Microsofts Bing geben. Trotz klarem Fokus auf den amerikanischen Markt (in dem Bing deutlich präsenter ist als in Deutschland) bedeutet das im Umkehrschluss auch, dass man hierzulande einige Dinge lernt, die jederzeit auch auf dem heimischen Markt wichtig werden können. Während Die Kunst des SEO bereits ein gutes Nachschlagewerk ist, spielt es seine Stärken allerdings besonders aus, wenn man es als Ganzes betrachtet. Dann spannt es den kompletten Bogen, von den Vorüberlegungen zu einem Projekt oder einer Optimierung bis hin zur Qualitätskontrolle und betriebswirtschaftlichen Fragen. Schwächen im Detail, die der Schnelllebigkeit des Netzes geschuldet sind, fallen so weit weniger schwer ins Gewicht als zunächst befürchtet.
Die Kunst des SEO
Strategie und Praxis erfolgreicher Suchmaschinenoptimierung
Eric Enge, Stephan Spencer, Jessie Stricchiola, Rand Fishkin
Deutsche Übersetzung von Kathrin Lichtenberg, Eike Nitz
2. Auflage November 2012
ISBN 978-3-86899-375-2
824 Seiten, gebundene Ausgabe
Bereits erschienen
Preis: 49,95€
‚Die Kunst des SEO‘ bei Amazon bestellen*
* = Amazon-Affiliate Link. D.h. wenn ihr darüber bestellt, zahlt ihr den gleichen Preis wie sonst auch, aber ich bekomme eine Provision. Amazon setzt euch zur Nachverfolgung des Verkaufs beim Klick ein Cookie.
Schreibe einen Kommentar